Das Lavendelzimmer

Das erste Buch, was ich vorstellen möchte, fiel mir zufällig in meinem letzten Spanienurlaub in die Hände. Es gehört zu meinen Lieblingsbüchern und macht somit eine Rezension zwingend notwendig. Es stand unscheinbar auf einem Bücherregal. Ich kannte den Titel von Bestsellerlisten. Die Handlung war mir unbekannt.

Das Lavendelzimmer – Der Name riss mich nicht vom Hocker, wenn ich ehrlich bin. Zu blumig, zu weich, zu Lila, zu mädchenhaft. Ob von der Sommersonne beeinflusst oder durch das Launen hafte Schicksal vorhergesehen, ich las den Klappentext: Eine Geschichte über einen Buchhändler, der eine schwimmende Bücher-Apotheke betreibt. Die Vorstellung bezauberte mich. Im Stehen widmete ich mich der ersten Seite und sog die Worte auf, wie ein vertrockneter Schwamm. Mir ist kein Buch bekannt, das Präzision und Feingefühligkeit auf so hohem Niveau miteinander kombiniert.

Zu Anfang glaube ich, es handelte sich nur um einen verdammt guten Liebesroman, der mir die nächsten Stunden auf der Sonnenliege versüßt. Doch die Darstellung von Jean Perdu und die wundervollen Persönlichkeiten, die seine Abenteuer begleiten, ist zu zartgliedrig, um sie zu verschlingen. Am besten liest man sie wohldosiert, legt sie an ausgewählten Textstellen beiseite, blickt auf sein eigenes Leben und lernt daraus.

Nina George hat etwas Einzigartiges geschaffen. Sie schrieb einen Lebensratgeber und schmuggelte ihn in die Belletristik. Das Lavendelzimmer ist Balsam für die Seele und bestärkt mich in der Annahme, dass Bücher heilsam wirken.