Info-Sucht

Kann man sich zu viel informieren? Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfter. Mir ist aufgefallen, dass Leute, die wenig Nachrichten sehen oder Zeitung lesen, glücklicher wirken. Ich möchte mich so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, sie scheinen sogar angstfreier durchs Leben zu gehen.

„Terroranschläge? Hier bei uns?“

„Klimakatastrophen? Die Auswirkungen werden wir nicht mehr erleben.“

„Trump? Die Politiker werden ihn schon im Zaum halten.“

„Rechtspopulismus? Ich kenne keine Nazis.“

Nur einige Beispiele für das Fernhalten vom Weltereignissen.

Ich schaue jeden Abend Nachrichten. Ich höre morgens Radio. Tagsüber klicke ich auf News. Ich sehe Dokumentationen, Reportagen und Bildungsfernsehen. Ich interessiere mich für das Weltgeschehen.

Bin ich Info-süchtig?

„Wissen ist Macht.“ Doch diese Macht führt zu Sorgen, Bedenken, Ängste. Die Frage: „Was wäre, wenn …?“, stellt sich mir in den Weg.

wir weiter die konkreten Zeichen des Klimawandels ignorieren?“

die Demokratie mehr und mehr in der Versenkung gerät?“

die braune Suppe weiter Aufwind erhält?“

die Religionsfrage die Menschheit weiter spaltet?“

ich von alledem nichts wüsste?“

Was wäre, wenn mein größtes Problem der Hundehaufen auf meinem Gehweg wäre, weil ich von all den Vorgängen in der Welt keine Ahnung hätte? Macht Ahnungslosigkeit glücklicher? Lebt es sich einfacher?

Ich denke, dass diese Vermutung zutrifft, solange man sich in seiner eigenen kleinen eingeschränkten Natur wohlfühlt. Ohne Ansprüche – ohne Ehrgeiz – ohne Lust am Leben anderer Menschen.

„Wissen ist Macht.“ Aber diese Macht muss teuer bezahlt werden, wenn man seine Gedanken nicht wie den Fernseher, mit einem Knopfdruck abschalten kann.