Schreibblockade

Ja, ich habe es ausgeschrieben – das böse Wort. Schreibblockade. Das bloße Aussprechen scheint einem Fluch gleich. Jedem Autor stellen sich die Nackenhaare auf und das Gefühl eines unverdauten Gummiballs macht sich in der Magengegend breit. Gläubige Autoren bekreuzigen sich. Hände werden schützend vor dem Mund gehalten, wenn man Schreibblockade vor sich hin nuschelt.

Ich übertreibe natürlich, aber man bekommt den Eindruck, dem Autor könnte nichts Schlimmeres widerfahren.

„Hast du gehört? XYZ leidet unter einer Schreibblockade. Seit über einem Jahr. Er wird wohl nie wieder auf die Beine kommen.“

Ich für meinen Teil glaube, dass diese Schreibblockaden gar nicht existieren. Genau das Gegenteil ist der Fall. Das Problem besteht darin, sich zu entscheiden, worüber man schreibt. Es gibt so viel auf der Welt, was sich lohnt zu Papier zu bringen. Die Inspiration liegt zuhauf vor unseren Augen.

  • Eine Schlagzeile: „Messerstecher weiterhin auf der Flucht“
  • Ein Radiobeitrag: „Salatgurke ist auch keine Lösung“
  • Szene im Supermarkt: Ein Junge, der seine Zunge am Kassenband hält und sich über den wiederkehrenden dunklen Streifen freut.

Alles klar? Bei diesen Steilvorlagen läuft das Gehirn heiß und die Finger hüpfen geschmeidig über die Tastatur. Die Problematik: wann soll man das nur alles Schreiben?

Von wegen Schreibblockade. Sinnvoll wäre der Begriff Schreib-Überfruchtbarkeit.