Simpel

So sollte man das Leben eines jungen Heranwachsenden beschreiben, oder?

Simpel ist 22 Jahre alt und ein I-di-ot. Er kann super schnell zählen: 7, 9, 12, B, 100, spielt mit Playmos und kann ohne sein Stofftier Monsieur Hasehase nicht einschlafen. Außerdem besitzt er ein Messer und einen Verolver, der dich totmacht.

Beängstigend? Ganz und gar nicht.
Lustig, schräg, aufrichtig und herzerwärmend sind hier die geeigneteren Adjektive.

Marie-Aude Murail erhielt 2008 zu Recht den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihren bemerkenswerten Roman. Sie verwendet eine Sprache, die der Zielgruppe entsprechend leicht verständlich und klar ist. Mit Simpel ist es der Autorin gelungen ″schwere Kost″ in eine lebensbejahende Geschichte zu verwandeln. Die Story vom siebzehnjährigen Colbert, der seinen geistig behinderten Bruder aus dem Anstaltsleben befreit, kitzelt an unserer Menschlichkeit und spielt mit der Akzeptanz des Andersseins. Immer wieder gerät der Leser ins Grübeln: Inwieweit würde ich mich der Situation öffnen?

Simpel widmet sich dem Thema Behinderung, auf humorvolle und kluge Weise.
Gerade in der heutigen Zeit ist Toleranz leider keine Selbstverständlichkeit. Unsere Gesellschaft hinkt hinterher und schenkt der Thematik, die längst keine mehr sein sollte, zu wenig Aufmerksamkeit.

Das Buch ist weiterzuempfehlen und durchaus auch Erwachsenen ans Herz zu legen!